Antikes Puppenstubenzubehör
Im 19. & frühen 20. Jhdt. zeigen Puppenstuben vor allem den häuslichen Lebensraum des Bürgertums. Nur selten sind sie originalgetreue Abbilder individueller Lebensverhältnisse, sondern im Allgemeinen kleine Nachbildungen jeweils zeittypischer Wohnungseinrichtungen, Gegenstände des alltäglichen Lebens und technischer Errungenschaften, in denen auch bürgerliche Wertvorstellungen & Ideale zum Ausdruck kamen.
In einer Zeit als es noch keine Kunststoffe gab, war auch das Inventar der Puppenstuben weitgehend materialecht, d.h. wir finden mundgeblasene Gläser und Kronleuchter, Wachskerzen, echte Hölzer bei Möbeln, z.B. Eiche & Nußbaum, Geschirr aus Porzellan, Zinn, Messing & Ton. Spitzen- & Satinvorhänge, Samtbezüge & Seidenbezüge, Leinenwäsche, Bettvorleger aus Fell e.c..
mundgeblasenes Kaffeeservice mit Rosendekor
mundgeblasenes Kaffeeservice "Strohblumendekor"
Kronleuchter aus Glas für die Puppenstube
Speisen aus Zinn
Eisbärenfell mit Glasaugen um 1900
Tigerfell mit Massekopf & Glasaugen
kleines Zinn Tischen um 1900
Einfachere & preiswerte Varianten gab es natürlich auch, z. B. Geschirr & Kerzenständer aus Holz (fein gedrechselt). Auch Speisen, vergänglich in Material, aus Holz oder Masse nachgebildet.
Um 1850 etwa tauchten erstmals Möbel und anderes Zubehör, wie Schabracken, Bilderrahmen, Zeitungsständer e.c. aus Blech in Puppenstuben auf. Dieses Material erlaubte die Herausarbeitung auch feiner Details.
Goldblech Wandbilder um 1860
Landschaftsbilder um 1900 im Goldblech Rahmen von Erhard & Söhne
Zinn Zeitungsständer mit Miniatur Zeitung "Die Gartenlaube"
Fotoalbum mit Goldblech Einband um 1880
Miniatur Globus mit gedrechselten Holzfuß um 1900
Kohlenkasten, mit Kaminbesteck & Ofen, sowie Tischchen mit Telefon um 1910
Andere Kleinteile wie Besteck, Schere, Tintenfaß, Fernglas e.c. fertigte man aus Zinn oder Goldblech. All dieses Zubehör gab es zu kaufen.
Bedeutende Firmen waren Märklin, Bing, Erhard & Söhne, u.s.w.
Zinnaccessories für die Puppenstube um 1900
Zinn Serviceteile für die Speisetafel um 1890
Ausschmückteile aus Zinn
Die Detailfreude beim einrichten der Puppenstuben war nicht nur Selbstzweck, sondern sie diente der Selbstdarstellung der Erwachsenen und hatte erzieherischen Charakter. Im spielerischen sich einfinden in die Welt der Eltern sollten Rollen eingeübt & Werte vermittelt werden.
Die reichhaltig & repräsentativ eingerichtete Puppenstube bot dem spielenden Mädchen alles an, was zu einem standesgemäßen Haushalt gehörte. Und was ihren Geschmack bilden konnte. Zugleich werden Religion & literarische Bildung als selbstverständliche Bestandteile kultivierter Lebensführung vermittelt.
Andenken von "Maria drei Eichen"
religiöse Wandbildchen mit Goldblechrahmen um 1900
kleines Holz Kreuz mit Jesus für die Puppenstube um 1900
Büste des Kaisers & der Kaiserin auf Zinn Säulen
Auch den Hinweis auf weibliche Aufgaben in Form von Strickzeug, kleinen Nähmaschinen finden wir wieder. Ein Spinnrad in der bürgerlichen Wohnung hatte allerdings nur dekorative Funktion.
kleine Zinn Nähmaschine um 1900
Miniatur Spinnrad aus Elfenbein