Geschichte des Spielzeugs

Noch im 17. Jahrhundert wurden Spielzeuge vornehmlich selbst hergestellt. Durch den Aufschwung des europäischen Bürgertums entstanden ab Mitte des 18. Jahhunderts viele Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Spielen beschäftigten. Anfangs waren dies vorwiegend Puppen und Holzspielzeuge, beispielsweise im erzgebirgischen Seiffen/Erz.. Kartenspiele kamen dann Anfang des 19. Jahrhunderts in Mode. In dieser Anfangsphase der Industrialisierung lage der Schwerpunkt noch in der reinen Herstellung der Spiele. Die Ideen waren entweder überliefert oder wurden schlichtweg kopiert. Um sich gegen die wachsende Konkurrenz durchzusetzen, begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts damit, Spielideen schützen zu lassen. Dies bewirkte insbesondere im 20. Jahrhundert, dass sich große Hersteller herausbildeten.

Industrie

Im Zuge der Industrialisierung hat sich die Spielzeugindustrie entwickelt. Seit dem 15. Jahrhundert ist Nürnberg ein Mittelpunkt des Handels und der Produktion von Spielzeug. Der sogenannte "Nürnberger Tand", worunter man vollständig eingerichtete Puppenstuben, Holzsoldaten, Steckenpferde, Trommeln und sogar kleine Messingkanonen verstand, eroberte den bis dahin bekannten Weltmarkt.
Nürnberg geriet nördlich der Alpen auf Grund seiner topografischen Lage und einer handwerklichen Stadtkultur zu einem Sammelpunkt von Spiel- und Spielzeugentwicklungen und fungierte seit dem Mittelalter als Umschlageplatz von Produkt und Idee.

  • "Dockenwerk" (Überbegriff) bereits um 1600 als geläufiger Begriff für Kinderware / Spielzeug bekannt
  • "Dockenmacher" - der Spielzeugmacher im weitesten Sinne im Ständebuch von Christoff Weigel (1698) wurden "Dockenmacher" dem verwendeten Material nach untergliedert - Trachant, Pappezeug (Papiermaché, Alabaster, Wachs oder Holz

Gliederung nach Materialien und Sachgruppen

  • Holz, Schreiner - & Weißmacher: Puppenhäuser, Puppenküchen, Steckenpferde, Klappern, Windräder, Puppenmöbel, Guckkästen (zumeist unbemalt - also weiß)
  • Wismutmaler: bemalen zunächst im wesentlichen Dinge vom Schreiner, später eigene Herstellung (Lackmalerei auf einem Grund aus kreide und Wismut)
  • Messinggießer: Brummeisen, Maultrommeln, Blechklappern, Schellen
  • verschiedenes Metall - Flaschner und Klempner: Puppenküchen, Öfen, Häuser & Zubehör erste handwerklich gefertigte Metallspielwaren
  • "Nürnberger Tant" - Waren- und Handelsbegriff, welcher zuerst metallene Kleinigkeiten, Kunstschlosserarbeiten meinte
  • Ton, Stein & Keramik: Perlenmacher, Tonmurmeln, Glasmurmeln
  • Zinngießer: Puppengeschirr, religiöses Spielzeug, Figürliches
  • Papiermaché-Hersteller - bereits bei Christoff Weigel 1698 im Städtebuch mit Hinweis:
  • "Pappenzeuch" - später dann Entwicklung zu Papiermaché-Puppenköpfe, zur Maskenherstellung, Papiermaché-Puppen und Wickelkinder, Osterlämmer
  • Tragant- und Zuckerfiguren (aus Tragant, Stärkemehl & Wasser), bekannt sind Figuren, Häuser und ganze figürliche b.z.w. dekorative Szenen
  • Alabaster (Gips) Hersteller: um 1700 wohl sehr verbreitet - Reliefs und Figuren
  • optische Spielzeuge im 18. Jahrhundert: Guckkasten (räumlich aufgeteiltes Tiefenbild aus Einzelstücken), camera obscura (Bild auf Glasplatte hinterleuchtet, bunte Fenster, leuchtender Mond u.s.w.), laterna magica (Projektion durchscheinender Bilder mit Spiegel und Linse)
  • Spielzeug aus Papier/Pappe, in Buchform gedruckt: berühmt das "orbis sensualium pictus" von Johann Amos Comenius, erschienen 1658 Endter-Verlag, es folgten Nürnberger ABC-Bücher, Jugendkalender, Jugendalmanasche bis hin zum "Zeitvertreib für junge Leute" 1793 von Peter Voit (ein belehrendes Jugendbuch), Bilderbögen mit historischen, gesellschaftlichen Inhalten, Papiertheater, Ausschneide- und Ankleidepuppen
  • Würfel, Karten b.z.w. Spielmacher: mit Erfindung des Holzdruckes kam es zum Aufschwung in der Kartenproduktion, Anfang des 15. Jhdt. ist Nürnberg eine führende Stadt in der Spielkartenherstellung in Deutschland, daraus entwickelte sich u.a. die Spiele-Herstellung

Nürnbergs Spielzeugproduktion lief lange Zeit "zweigleisig"

  • Billiges Mengenspielzeug von verschiedenen, nicht Zunft-organisierten Anbietern
  • Exclusivware in der Einzelanfertigung für Patrizier und Fürstenhöfe (Kunstschlosserei, mechanisierte Schaustücke, Exklusiv-Puppenhäuser im Maßstab)

Handelsmetropole Nürnberg

  • Nürnberger Spielzeughändler bezogen im 17. bis zum 19. Jahrhundert Spielwaren aus verschiedenen Erzeugergebieten in ihr Sortiment ein, zumeist waren es hölzerne Dinge aus hausindustrieller Fertigung. So wurde Nürnberg seit dem 18. Jahrhundert gleichsam eine (die) Sammelstelle von Ideen, Produkten und Neuerungen
  • Konkurrenzkampf und die Monopolstellung der Nürnberger (und andere) Händler gestaltete sich zumeist über die Breite des Angebotes und das Preis-Leistungsverhältnis, nach dem Motto: "Es wird dort wird produziert, wo es am billigsten hergestellt werden kann."
  • weitläufiger Handel ließ die ursprünglichen Eigenarten der Regionen vermischen und mitunter verschwinden, Nürnberger Händler ließen mit ihrem Handeln möglicherweise die Herstellerkonkurrenz in anderen Gegenden erstarken, um hier billiger einkaufen zu können
  • ein Rückgang der Holzspielzeug-Herstellung in Nürnberg war mit dem beginnenden 19. Jahrhundert zu verzeichnen, die erstarkten Spielwaren-Verleger in Thüringen (Sonneberg) und im Erzgebirge übernahmen um 1850 mehr und mehr die Vorherrschaft im Bereich des Holzspielzeuges
  • im 19. Jahrhundert wurde Sonneberg zum Zentrum der Spielzeugherstellung und des Spielwarenhandels. Die Sonneberger Verleger und Kaufleute beherrschten Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren Spielwaren den Weltmarkt und machten Sonneberg zur "Weltspielwarenstadt"


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